Lektüre fürs Sonntagsfrühstück

Sonntag 20.10.2019 09:45 Nepal / 06:00 Deutschland

Guten Morgen an alle Daheimgebliebenen. Es gibt Lektüre für das Sonntagsfrühstück.

Kaum zu glauben aber wahr, die erste Woche ist schon vorbei und wir gönnen uns einen Tag ohne Baustelle. Das heißt nicht dass wir auf der faulen Haut liegen aber wir lassen es etwas gemütlicher angehen. Wecken also nicht um 05:30 sondern erst um 06:30 und nach dem Frühstück hat jeder Zeit seine Sachen zu waschen und noch intensivere Körperpflege zu betreiben als sonst.

Da wir Action gewohnt sind und wir ja nicht zum Rumsitzen um die halbe Erde geflogen sind ist auch dieser Tag mit Angeboten gefüllt. Ein Teil ist bereits vor dem Frühstück in den Chitwan Nationalpark gefahren, ein anderer verschwindet über den Mittag ins „Freibad“. Außerdem fährt eine Gruppe am Nachmittag zu einem Fußballspiel der Stadtauswahl von Kathmandu gegen eine indische Mannschaft in der nahegelegenen Stadt Bharatpur. Bereits gestern haben sich ein paar Teilnehmer ein Spiel angeschaut und den Rest jetzt heiß gemacht. Mit dabei waren auch unsere beiden nepalischen  Einkaufs,- und Kochhelferinnen Muna und Anita. Wieder andere werden den Sonnenuntergang im Nationalpark genießen und bestaunen.

Die einzig gekniffenen sind die vier Hausdienstler. Geputzt, aufgeräumt und gekocht werden muss auch an so einem Tag. Aber die 4 waren schon mit in Nepal so dass sie nichts verpassen und es wird auch nicht der letzte freie Tag sein. Außerdem ist zwischen putzen und kochen sogar ein bisschen Zeit für Fußball auf dem Schulhof. Das klappt heute ganz gut da es bewölkt ist und wir nur 31 Grad haben. An sonnigen Tagen auf der Baustelle klettert das Thermometer in der Sonne eher in Richtung 40 und da ist ein Arbeiten nur im 15 minütigen Wechsel möglich. Ach so ich vergaß – Luftfeuchte über 100 geht ja nicht – aber die 100 % schaffen wir fast täglich.

Apropos Baustelle. Auf allen unseren Baustellen sind wir gut in der Zeit. Aber der Reihe nach:

Rollstuhlrampe: Die Rampe für Rollstühle hat eine Aufwertung erhalten. Die Ambulanz wird nach der Fertigstellung der Rampe verlegt, so dass sie auch als Zugang für Notfälle mit Tragen genutzt werden kann. Wir haben dort bisher, unter Daniels Leitung, die Gräben für die Fundamente ausgehoben, selbige gegossen, die Wände der Rampe gemauert und das ganze wieder verfüllt. Morgen wird die Rampe mit beiden Podesten gegossen und das ganze verputzt. Fertig ist das Ding. Muss es aber auch werden. Daniel startet, mit einer Gruppe abenteuerlustigen, am 25. seine Wanderung zum Poon Hill.

Boden Aula Schule: Hier schiebt unser Bodenleger Meister Simon grade mit ein paar Freiwilligen und unserem nepalischen Helfer Lahawar (der uns bei allen Werkprojekten eine wirklich große Hilfe ist und nach unserer Abreise weitere Böden verlegen wird) Sonderschichten, damit die letzten Bahnen zugeschnitten sind und wir ab morgen den Boden verkleben können. Danach müssen noch die Fußleisten geschnitten, geklebt und mit Silikon versiegelt werden, dann ist auch das fertig.

Boden Krankenhaus 2. Obergeschoß: Hier haben wir die knapp 300 m² Fläche von Putz und Farbresten befreit und grundiert (vor den Nassräumen mit 2 Komponenten Grundierung). Dann mit allen Teilnehmern selbstverlaufende Niveliermasse aufgebracht und gestern die letzten Bahnen zugeschnitten. Diese liegen nun bis morgen aus und können dann verklebt werden. Dann auch hier noch die Fußleisten anbringen und auch hier wäre ein Hacken zu machen.

Dachverlängerung altes Krankenhaus:

Um die letzten feuchten Stellen im älteren Gebäude des Krankenhauses  zu beseitigen ist es Ruth und mir nach langen Diskussionen mit dem Krankenhauskomitee und den Ärzten gelungen diese davon zu überzeugen das Funktionalität vor Schönheit gehen muss. Eine Verlängerung des Daches ist umungänglich. Da fällt aufgrund der Feuchte im OP der Putz von der Decke…… Ich habe das bereits vor zwei Jahren versucht durchzusetzen – leider damals erfolglos. Vorgestern habe ich endlich den Schlosser mit den Arbeiten beauftragt und wir werden den Beginn des Ausbaus verfolgen können. Robert, der ja noch bis Mai im Land bleiben wird, wird uns dort über den Fortschritt auf dem Laufenden halten. 

Das hört sich in Schriftform alles relativ einfach an. Anfühlen tut es sich für alle allerdings etwas anders. Die Temperaturen von über 33 Grad bei gleichzeitig hoher Luftfeuchte lassen einen 5 Stunden Arbeitstag erscheinen wie einen 12 Stunden Tag. Und da das Thermometer auch nachts kaum unter die 24 Grad fällt ist der Schlaf nur halb so erholsam wie in Europa. Wir haben das ja letzten Sommer in Deutschland erlebt wie sich so etwas anfühlt.

Aber nichts desto trotz sind alle gut gelaunt und motiviert alle gesteckten Ziele zu erreichen und womöglich noch die ein oder andere „Zusatzaufgabe“ zu übernehmen.

Ach so – offizielle Termine haben wir auch schon wahrgenommen. Cris und ich hatten das Vergnügen die Scouter bei einem offiziellen Abendessen in einem Luxushotel in Sauraha anlässlich der Verabschiedung des deutschen Vorstandes von Shanti med Nepal zu vertreten. Anwesend neben Ruth war der Oberbürgermeister des Distrikts. Dieser umfasst, nach der Reformierung Nepals,  7 Einzelgemeinden in der ca. 100.000 Menschen wohnen. Dazu Vertreter des Krankenhauskomitees, 2 Bürgermeister und Vertreter der Handwerkskammer. Also ein durchaus erlesenes Ründchen. Wer Scouter kennt weiß das solche Veranstaltungen nicht zu unseren Lieblingsdisziplinen gehören. Es zeigt aber auch dass wir uns mittlerweile ein recht hohes Ansehen in dieser Region erarbeitet haben und so gehört auch das zu unserer Aufgaben hier. Lecker war es in jedem Fall wenn auch bereits nach einer Woche das Essen am Tisch etwas ungewohnt ist.

Und zu guter Letzt ist die erste Wandergruppe, gut gelaunt und mit vielen Eindrücken, zurückgekehrt. Sie haben eine Nacht in den Bergen an der Grundschule in Kahlikola verbracht. Diese haben wir nach dem Erdbeben 2015 neu aufgebaut. Dort ist alles zur besten Zufriedenheit und das Gebäude ist in einem guten und ordentlichen Zustand. Davon darf man in Nepal nach vier Jahren nicht unbedingt ausgehen aber man scheint unsere Arbeit und unseren Einsatz zu würdigen und sich entsprechend zu kümmern.

Trotz all dem, um Dinge in diesem Land umzusetzen reicht unser Enthusiasmus, Einsatz und Wille allein nicht aus. Ohne finanzielle Mittel geht es nicht. Dass wir diese bisher bekommen haben und diese hoffentlich in Zukunft auch vorhanden sein werden, möchten ich dies heute zum Anlass nehmen mich bei allen Spendern und Unterstützern zu bedanken.

Vielen Dank das ihr unsere Projekte unterstützt und uns die Zeit hier somit erst ermöglicht! Der Dank der uns hier unten zu Teil wird möchten wir an euch gerne weiter geben.

Bis Bald – Jan